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2. MOI IV Symposium

Aktuelle Aspekte in der Infektionsforschung

Infektionsforscherinnen und -forscher, die im Rahmen der Graduiertenschule „Molecules of Infection“ (MOI) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) promovieren, diskutierten Ende April drei Tage lang ihre Forschungsergebnisse und tauschen sich mit internationalen Expertinnen und Experten aus. Im Fokus der Graduiertenschule stehen die Entschlüsselung von komplexen Erreger-Wirt-Interaktionen und die Immunkontrolle von Infektionskrankheiten. Die Graduiertenschule, in der aktuell die vierte Generation von Promovierenden forscht, wird von der Jürgen Manchot Stiftung gefördert.

 

Welche Macht Infektionskrankheiten haben, zeigten nicht zuletzt die vergangenen Corona-Jahre: Einem Virus war es gelungen, das Leben und die Wirtschaft auf dem ganzen Globus nachhaltig zu beeinträchtigen. Aber nicht nur Viren, auch andere Erreger sind wieder auf dem Vormarsch – nicht zuletzt, weil die schärfsten Waffen gegen sie, die Antibiotika, aufgrund von Resistenzen zunehmend an Macht verlieren.

An der HHU befasst sich seit dem Jahr 2009 die interdisziplinäre und fakultätsübergreifende Graduiertenschule MOI mit verschiedenen Aspekten von Infektionskrankheiten. Unter anderem geht es um die Entschlüsselung der komplexen Wechselwirkungsgeflechte zwischen Molekülen des Menschen und denen der Erreger.

Bei ihrem Symposium in Düsseldorf-Kaiserswerth diskutierten die Nachwuchsforschenden ihre wissenschaftlichen Projekte. Diese befassen sich mit verschiedenen Kontrollmöglichkeiten der Immunantwort als Folge von Infektionen, der Rolle von bakteriellen, viralen, fungalen und parasitären Proteinen bei Infektion, den Mechanismen von Infektionen und diversen regulatorischen Vorgängen auf molekularer Ebene in diesen Organismen.

Prof. Dr. Johannes Hegemann, Sprecher der Graduiertenschule: „Die Promovenden sind in ihren Projekten auf der Zielgerade. Sie stellten viele neuen Daten vor, die nun in Publikationen einfließen werden. Die hohe Qualität der Forschungsergebnisse ist umso höher einzuschätzen, weil die Promovenden ihre Forschungsarbeiten unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie durchführen mussten.“

Gastsprecher Jun.-Prof. Dr. Alexander Westermann vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg sprach in der „Manchot Lecture in Infection Biology“ über seine Forschungen zur RNA-Biologie von Darmbakterien. Die RNA Moleküle sind mit dem Erbmolekül DNA verwandt und dienen in den Zellen aller Organismen zur Herstellung von Eiweiß-Molekülen; darüber hinaus wirken sie als Regulatoren bei verschiedenen wichtigen, zellulären Prozessen. Westermann untersucht vor allem kleine regulatorische RNAs (abgekürzt 'sRNAs') in einem Vertreter der Darmmikrobiota, den sogenannten Bacteroides. Diese Stäbchenbakerien, die ausschließlich in einer sauerstoffabgeschirmten (obligat anaeroben) Umgebung leben, gehören zur normalen Flora der Schleimhäute im menschlichen Darm; im Dickdarm stellen sie mengenmäßig die dominierende Gattung. Bacteroides sind wichtig für den Menschen: Sie sind für die Verwertung verschiedener Polysaccharide – also Vielfachzucker wie etwa Stärke – verantwortlich und tragen zur sogenannten Kolonisierungsresistenz bei, die den Darm gegen einfallende Krankheitserreger schützt, indem sie Lebensräume im Darm besetzen, in denen sich dann keine anderen Organismen ansiedeln können.

Westermann fand heraus, dass Bacteroides sRNAs einsetzen, um ihren Stoffwechsel (Metabolismus) an die jeweils vorherrschenden Nährstoffquellen anzupassen. Des Weiteren beeinflussen sRNAs die Fitness dieser Darmbakterien unter bestimmten Stressbedingungen, zum Beispiel das Wachstum in Gegenwart hoher Konzentrationen von Gallensalzen. Die RNA-Biologie der Darmmikrobiota birgt somit Potenzial, um diese hilfreichen Bakterien gezielt in ihren für den menschlichen Wirt nützlichen Eigenschaften zu unterstützen.

 

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